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Neulandgewinnung

Im 3. Semester meines Lehrerstudiums (Englisch und Visuelle Kommunikation) durfte ich meine erste Unterrichtseinheit vorbereiten: Neulandgewinnung an der holländischen Nordseeküste. Erstmals sollte ich vor Schülern stehen in einem Unterrichtsfach, das nicht zu meinen Schwerpunkten zählte, mit einem Thema, von dem ich keine Ahnung hatte. Google gab es noch nicht, aber irgendwie musste ich mich schlau machen, Arbeitsblätter entwerfen und die Inhalte überzeugend präsentieren.

Dieses Schlüsselerlebnis sollte meine komplette berufliche Laufbahn prägen. „Geht nicht – gibt‘s nicht.“ Und: „Es gibt nichts Gutes außer man tut es“ wurden zu meinen Leitsprüchen. Auch während des weiteren Studiums und des darauf folgenden Referendariats betrat ich immer wieder Neuland oder machte mich daran, solches zu gewinnen: die Umsetzung alternativer Unterrichtsmethoden im Sinne der Freinet-Pädagogik waren stets eine Herausforderung.

Das 2. Staatsexamen war zugleich das Ende meiner recht kurzen Lehrerkarriere: totaler Einstellungsstopp für Lehrer in nahezu allen Bundesländern. Erneut begab ich mich an meine persönliche Neulandgewinnung. Zunächst durch Englischkurse für Erwachsene an der Volkshochschule und durch Erlernen verschiedener Fertigkeiten im Bauhandwerk, sodass ich in der Wartezeit mein Elternhaus sanieren und weiteren Wohnraum schaffen konnte. Diese Periode endete mit einem Job als Bauleiter in London. Gleichzeitig verabschiedete ich mich von dem Gedanken, eine Anstellung im Schuldienst zu bekommen.

1988 durfte ich wieder einmal Neuland betreten, indem ich in einer kleinen Werbeagentur Druckvorlagen erstellte und dort bald eigenständig für das Layout der ehemaligen Schlecker-Kundenzeitschrift sorgte. Ein Jahr später wurde uns das Flesch Magazin angeboten. Dieses hatte zu diesem Zeitpunkt zwischen Hannover und Minden bereits einen gewissen Kultstatus unter den Szenemagazinen erlangt. Als Geschäftsführer der Flesch Verlag GmbH war ich nun Verleger, Anzeigenakquisiteur, Layouter, Verteiler und, und, und. Die Neulandgewinnung schreitete immer weiter voran. Es folgten die Komplettrealisierung der Lauenauer Rundschau und größere und kleinere Layoutaufträge für Kunden in Lauenau und dem weiteren „fleschLand“.

Im Prinzip ist jeder neue Gestaltungsauftrag wie einst meine erste Unterrichtseinheit. Es ist wichtig, Kundennähe aufzubauen, sich im Thema auszukennen und eine gewisse Faszination für dieses zu entwickeln. Mit diesem gewonnenen Neuland kann sich Kreativität entfalten und lassen sich individuelle Druckwerke erstellen.

Das gilt für den Print- wie auch für den Webdesign-Bereich, den ich aber vertrauensvoll in die Hände meiner Tochter und (jetzt einzigen) Mitarbeiterin Jana Elisa gelegt habe. Seit ihrer Kindheit ist sie auf unterschiedliche Weise mit flesch verbunden, verteilte jahrelang die frisch gedruckten Magazine in Stadthagen City bevor sie ihre Ausbildung zur Mediengestalterin im Flesch Verlag absolvierte. Neben verantwortungsvollen Aufgabenbereichen in Sachen Print sorgt sie als Ansprechpartnerin und Ausführende für individuelles und kreatives Webdesign.

Norbert Bruhne